05.05. Kangaroo Island

Beim ersten Morgenlicht um 6.15 Uhr wurde Tomoko wach und stand auch gleich auf. Als erstes schaute sie nach oben, doch unser Baum war leer. Kein Koala war mehr zu sehen. Der kleine auf dem anderen Baum war allerdings noch da. Er kletterte gerade ganz gemächlich an seinem Baum hoch, nahm in einer Astgabel Platz und fing an Blätter zu pflücken, die er ganz gemütlich verspeiste.

Tomoko holte die Videokamera und filmte die Szene. Auch ich kam bald darauf hinzu und übernahm die weitere Aufnahme, so dass sie wieder ihre Fotokamera in die Hand nehmen konnte. Es war ziemlich kalt, etwa 11°. Die Sonne versteckte sich hinter dichten Wolken. Ein heißer Kaffee musste her. Also bereiteten wir schnell das Frühstück vor. Ich aß wie immer zwei Scheiben Brot, eine mit Käse, die andere mit Marmelade. Tomoko hatte sich wieder Cornflakes mit diesmal Sojamilch gemacht, schmeckte beides sehr gut. Da wir heute mit dem Auto in den Flinders Chase Nationalpark fahren wollten, musste ich die Markise wieder abbauen und Gasherd und Campingmöbel unter der Plane zusammenstellen. Nachdem wir fertig waren, fuhren wir die 5 km bis zum Eingang des Nationalparks. Beim Visitor- Center bezahlten wir 20 $ für den Eintritt und fuhren weiter. Bis zum Admirals Arch waren es 15 km. Kurz bevor wir dort ankamen wurden die Wolken immer dichter und es fing an leicht zu regnen. Also änderten wir kurz entschlossen unsere Richtung und bogen links ab Richtung Remarkable Rocks, die wir nach ungefähr 3 km erreichten. Kurz vorher machten wir noch einen kurzen Stop, da man von hier eine tolle Aussicht hatte. Plötzlich entdeckte ich auf der Stoßstange des Autos 3 kleine Kügelchen. Da hatte uns doch tatsächlich offensichtlich ein Possum in der Nacht etwas hinterlassen, ohne dass wir etwas bemerkt hatten. Entelchen inspizierte das Ganze sehr aufmerksam.

Nachdem ich die Kügelchen mit einem trockenen Ast entfernt hatte, fuhren wir weiter. Am Parkplatz angekommen schien die Sonne. Ich ging schon mal los. Tomoko fotografierte noch ein paar Vögelchen wie z.B. einen Purple-gaped Honeyeater. Nach etwa 800 m erreichte ich eine Stelle, von der ich einen guten Blick auf die Felsen hatte, die hier eine ganz eigenartige Formation bilden.

Ich machte von hier aus einige Fotos und ging dann zurück aus Sorge, dass Tomoko sich vielleicht in dem Gewirr von kleinen Wegen und Pfaden verlaufen könnte. Sie kam mir aber fröhlich entgegen und hatte offensichtlich kein Problem. Nun fuhren wir zurück. Die Wolken über dem Admirals Arch hatten sich inzwischen verzogen und als wir dort ankamen, blies zwar ein frischer Wind vom Meer her, es schien jedoch die Sonne. Der Admirals Arch ist ein natürlicher Felsbogen, der direkt unten an der westlichen Landspitze von Kangaroo Island liegt. Am Parkplatz angekommen, gingen wir zunächst etwa 200 m nach links bis zu einer Stelle, von der man aus gut 100 m Höhe einen guten Blick aufs offene Meer und die tosende Brandung hatte. Einige Robben (New Zealand Fur Seals) lagen faul in der Sonne auf großen runden Felsbrocken. Andere wiederum tauchten im offenen Meer. Beim Zurückkommen nutzten sie geschickt die heftige Brandung aus.

Ein Mensch würde sich bei einem solchen Vorgehen sicher alle Knochen zwischen den Felsen brechen. Nachdem wir genug gesehen hatten, gingen wir zum Parkplatz zurück. Ein gut ausgebauter Holzsteg, Rollstuhl geeignet, führte nach unten. Dort angekommen hatten wir einen tollen Blick durch den Admirals Arch aufs Meer.

Etliche Touristen waren unterwegs, doch insgesamt hielt sich der Betrieb in Grenzen. Wir hielten uns nicht allzu lange hier auf, da wir noch vorhatten, einen Trail in einem anderen Teil des Nationalparks zu wandern.

Inzwischen waren wieder dichte Wolken aufgezogen, es blieb aber trocken. Wir fuhren wieder los bis fast zum Visitor-Center. Kurz vorher bogen wir auf eine unbefestigte Schotterstraße ab und fuhren etwa 9 km bis zu einer Stelle, an der unser geplanter Wanderweg (Sandy Creek Hike) abzweigte. Uns war kein einziges Auto begegnet. Auf der Wellblechpiste lernten wir zum ersten Mal so richtig die Vorzüge eines Fahrzeugs mit Vierradantrieb schätzen, weniger den Antrieb (den wir noch nicht brauchten) als vielmehr die wesentlich robusteren Reifen und die größere Bodenfreiheit. Wir packten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Dieser führte über 1,5 km bis ans Meer. Wir gingen jedoch so langsam, immer in Erwartung eines Tieres, dass wir für 750m eine halbe Stunde brauchten. Spuren sahen wir zwar, doch es blieb äußerst still. Ganz wenige Vögel waren zu sehen und zu hören. In einiger Entfernung konnten wir hoch auf einem Baum einen Falken (Nankeen Kestrel) entdecken, der beim Näherkommen leider wegflog. Da es so ruhig war und mir zudem die Knie schmerzten, brachen wir die Wanderung ab, gingen zum Auto zurück und machten dort auf einer Bank erstmal eine kurze Pause.

Anschließend fuhren wieder zum Visitor-Center. Beim Aussteigen hörte Tomoko ein merkwürdiges Geräusch, das an ein Knarren von Ästen im Wind erinnerte. Doch die angeblichen Äste entpuppten sich sehr schnell als das Kreischen eines Papageis (Gang Gang Cockatoo), der hoch über unseren Köpfen im Wipfel eines Baumes saß. Sein leuchtend roter Kopf war deutlich auszumachen. Tomoko hatte diesen Vogel vor 4 Jahren schon vergeblich in den Blue Mountains gesucht. Sie konnte gerade noch ein paar Fotos machen, als der Vogel auch schon wieder weiterflog. Beim Anschauen der Bilder stellte Tomoko mit Erschrecken fest, dass die Kamera beim Lagern auf dem Autositz ihre Einstellung selbständig verändert hatte, so dass das Ergebnis leider total verfälscht war, schade. Wir gingen ins naheliegende Café und trösteten uns mit einem Stück Carrot-Cake und einem wohlschmeckenden Cappuccino (zusammen 15 $). Da es noch relativ früh war gegen 15.30 Uhr, machten wir noch eine kleine Runde in die nähere Umgebung. Zahlreiche Gänse sowie Wallabies und Kängurus bevölkerten die sumpfige Graslandschaft. Einige Gänse segelten im Tiefflug laut schreiend dicht über unsere Köpfe hinweg.

Auch Pilze waren vereinzelt zu sehen, ein Zeichen, dass es Herbst war.

Vor uns verdunkelte sich der Himmel wieder, so dass wir um 16.00 Uhr beschlossen zurückzugehen. Gleichzeitig kam uns der Gedanke, unseren Aufenthalt auf Kangaroo Island um ein paar Tage zu verlängern. Die Insel ist so tierreich, dass sich das auf jeden Fall lohnt. Zurück auf unserem Campingplatz baute ich Tische, Stühle und Markise wieder auf und schloss die Stromleitung wieder an. Julien kam zu uns und wir plauderten noch eine Weile bis allmählich die Dämmerung einsetzte. So langsam wurde es Zeit ans Abendessen zu denken, das Tomoko wie immer zubereitete. Heute gab es leckere Spaghetti in Pilzsoße mit viel Knoblauch, dazu einen grünen Salat mit Cottage-Cheese. Das Essen war wie immer toll, doch ich vermisste ein klein wenig den Rotwein. Vielleicht werden wir uns (d.h. für mich und Entelchen) eine Flasche besorgen, wenn wir wieder in Adelaide einkaufen. Nach dem Essen kümmerte ich mich wie immer ums Geschirrspülen. Danach wollten wir mit Tagebuch schreiben beginnen und Fotos speichern. Als ich in meinen Rucksack schaute, hatte ich plötzlich eine kleine Hülle in der Hand, die mir bekannt vorkam. Das gibt es doch gar nicht, war doch tatsächlich der schmerzlich vermisste und im Flugzeug verloren geglaubte iPod Touch darin. Alle jubelten voller Freude. Damit hatten wir nicht mehr gerechnet. Ich kann es immer noch nicht verstehen, hatte ich doch mehrfach überall gesucht….In guter Stimmung machten wir uns an die Arbeit, ich mit dem Tagebuch und Tomoko mit den Fotos. Gegen 21.15 Uhr waren wir damit fertig und gingen bald schlafen.

06.05. Kangaroo Island

Wir sind heute etwas später wach geworden, erst um 7:15 Uhr. Das Wetter war bewölkt aber nicht ganz so kalt. Um 8:00 Uhr frühstückten wir. Unser kleiner Koala hatte seinen Baum wieder gewechselt. Tomoko ging mit ihrer Kamera los um einen großen Schwarm Papageien (Galahs) zu fotografieren. Es waren so an die 100 Stück, die auf einer nahen Wiese nach Futter suchten und sich nach einer Weile kreischend in die Luft erhoben.

Außerdem konnte sie noch einen Red Wattlebird sowie einen New Holland Honeyeater fotografieren.

Ich ging in die Rezeption und verlängerte unseren Aufenthalt um drei weitere Nächte. Dieser Campingplatz ist wirklich toll. Nachdem wir uns reisefertig gemacht hatten, fuhren wir gegen 9:10 Uhr los in Richtung Cape Borda, das in der äußersten Nordwestecke der Insel liegt. Die ersten 30 km der Straße sind asphaltiert. Nach 10 min sahen wir einen Adler (Wedge-tailed Eagle), kurze Zeit später noch einen zweiten, leider etwas zu weit entfernt für ein gutes Foto. Wir fuhren nur maximal 60-70 km/h um keine Tiere zu überfahren. Nach einer halben Stunde erreichten wir die Abzweigung nach Cape Borda. Ab hier war die Straße unbefestigt, wie geschaffen für unser Allrad-Auto. Fünf Masked Lapwings waren zu sehen, flüchteten aber schnell als wir uns näherten. Außerdem sahen wir noch einen Brush Bronzewing, eine Taubenart.

Um 10:45 Uhr kreuzte etwa 50 m vor uns ein Tier die Fahrbahn. Im ersten Augenblick dachten wir an ein Wombat, ein in Australien heimisches Tier. Doch schnell erkannten wir, dass es sich um einen Echidna handelte, ein Stacheltier, das wir vor drei Tagen schon einmal gesehen hatten.

Als wir anhielten und ausstiegen, flüchtete er schnell in die angrenzenden Büsche. Kurz vor 11.00 Uhr kamen wir am Leuchtturm von Cape Borda an. Wir parkten unser Auto und machten uns erst mal mit einem Lageplan vertraut. Es gab drei Trails, von denen einer gesperrt war. Da ich ein paar Schritte nach der langen Fahrt gehen wollte, wählten wir den Cliff Hike, einen kleinen Pfad der 500 m durch die kargen Büsche zum Meer führte. Einige Kängurus waren in der Nähe zu sehen. Auf halbem Wege blieb Tomoko stehen. Sie wollte doch lieber bei den Kängurus bleiben und dabei vielleicht noch ein paar Vögel entdecken. Ich marschierte weiter und kam nach etwa 10 min an einer kleinen Aussichtsplattform etwa 50m über dem Meer an.

Hier fegte ein äußerst starker Wind vom Meer über die Klippen in mein Gesicht, der mich frösteln ließ. Schnell machte ich ein paar Fotos und kehrte dann um. Mit dem Wind im Rücken kam ich gut die Steigung hinauf und war nach 15 min wieder bei Tomoko. Die stand inzwischen bei den Kängurus und fotografierte eifrig. Einige Kängurus hatten Junge. Bei einem sah man deutlich den dicken Hängebauch, in dem sich etwas bewegte. Ich holte schnell meine Videokamera aus dem Auto und kam gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie ein kleines Känguru den Beutel seiner Mutter verließ. Das war wirklich süß anzusehen, wie das kleine tapsig herumstapfte und immer wieder versuchte bei der Mutter zu trinken. Ein Video kann man hier sehen: Kängurus

Dazwischen richtete es sich manchmal auf und kratzte sich am ganzen Körper.

Wir verweilten ziemlich lange hier und schauten begeistert zu.

Wir bekamen auch etwas Hunger und hatten Lust auf einen Kaffee. Kurz nach 12.00 Uhr gingen wir Richtung Leuchtturm, wo sich eine kleine Ausstellung und ein Kiosk befanden, der allerdings noch geschlossen war. Für 12.30 Uhr war eine Führung angekündigt und tatsächlich kam kurz vor halb eins jemand, der aufschloss und uns zwei Kaffee verkaufte. Tomoko hatte noch einen Donut und ein Stück Kuchen im Auto, was sie schnell holte und wir sodann auf einer Bank sitzend verspeisten, sehr lecker, besonders das Törtchen (hatte ja auch 6.40 $ gekostet !!). Nachdem wir uns etwas gestärkt hatten, bestiegen wir wieder unser Auto und fuhren ein paar km zurück bis zu einer Stelle, wo eine 7 km lange Sandstraße abzweigte, die zu einem Trail "Ravines de Cassoirs (Tal der Cassuaries) führte. Wir waren ganz alleine in der Wildnis, keine Menschenseele. Nach ein paar km entdeckten wir einen Vogel auf einem Ast sitzend, den Tomoko als Kuckuck (Fan-tailed Cuckoo) identifizierte. Immer wenn wir versuchten ein Stückchen näher zu kommen, flog er ein paar Bäume weiter und verschwand irgendwann endgültig.

Nach einer Viertelstunde erreichten wir um 13.40 Uhr das Ende der Straße. Am Anfang des Trails, bei einem kleinen Holzbrückchen waren am Boden zwei Bürsten befestigt, mit denen man seine Wanderschuhe bei Rückkehr säubern konnte, sehr praktisch… Wie wir später lernten, war der Grund für diese Bürsten nicht, dass man mit sauberen Schuhen wieder ins Auto kommt, sondern dass durch gründliches Säubern dafür gesorgt werden soll, dass man nach einer Wanderung am Schuh haftende, für Pflanzen schädliche Pilzsporen, nach Möglichkeit nicht weiterverbreitet. Wir trennten uns, da ich wieder etwas marschieren wollte und Tomoko lieber langsam nach Vögeln Ausschau halten wollte. Es war aber ziemlich still. Am Rande des Weges standen immer wieder Yakka-Pflanzen, deren strahlenförmige dünne Blätter mich durch ihre strenge Regelmäßigkeit immer wieder faszinierten. Der sandige Pfad führte durch dichtes Eukalyptus-Gehölz Richtung Küste. Da aber außer ein paar kleinen Vögelchen (Thornbills) nicht viel zu sehen war, kehrten wir wieder um nach 20 min.

Um 14.25 Uhr trafen wir wieder am Parkplatz ein. Seit ein paar Minuten hatte leichter Regen eingesetzt, der für die nächsten 2 bis 3 Stunden anhielt. Also machten wir uns wieder auf den Heimweg. Ich wurde auf der Schotterpiste ziemlich müde. Als wir dann endlich die befestigte Straße erreicht hatten, lagen noch 30 km vor uns. Nach einer kurzen Strecke entdeckte Tomoko wieder zwei Adler. Das machte mich sofort wieder wach. Heute hatten wir also insgesamt vier dieser mächtigen Vögel gesehen. Gegen 16.00 Uhr kamen wir wieder beim Campingplatz an. Es regnete immer noch. Da wir schon Hunger hatten, fing Tomoko schon mal mit den Vorbereitungen fürs Abendessen an. Ich packte in der Zwischenzeit meine Duschutensilien zusammen und nahm eine heiße Dusche. Das war in der doch relativ kühlen Außenluft recht angenehm. Als ich zurückkam, sah ich Tomoko etwas ratlos an der offenen Hintertür des Campervans vor dem kleinen Gasherd sitzen. Beim Näherkommen sah ich den Grund dafür. Unser "Haus-Känguru" hatte es auf Tomokos frisch geschältes Gemüse abgesehen, so dass Tomoko nicht wie vorgesehen draußen kochen konnte, sondern alle Zutaten noch mal ins Auto zurückholen musste. Erst als ich mich als Wächter zur Verfügung stellte, konnte sie mit Kochen weitermachen. Ich stellte einen unserer Campingstühle zwischen Herd und Tisch.

Das Känguru belagerte noch eine Weile die Stelle, zog aber dann friedlich weiter. Auf dem Speiseplan stand heute ein gebratener Curryreis mit Gemüse, dazu eine kleine heiße Suppe, die bei dem Regenwetter gut tat. Zu trinken gab es nur Wasser. Selbst Entelchen hat sich langsam daran gewöhnt. Werde in Adelaide mal etwas Wein einkaufen… Diesmal aßen wir nicht draußen sondern im Inneren des Autos. Den Abend verbrachten wir im Auto. Ich schrieb wie immer Tagebuch. Tomoko duschte noch und fönte anschließend im Auto ihre Haare (später auch noch die Handtücher), was die Innentemperatur auf angenehme 19° anhob, bei einer Luftfeuchtigkeit von 86%. Wir sicherten noch Fotos und Videos auf Computer und gingen wieder ziemlich früh schlafen.


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