23.05. Innamincka

Um 6.10 Uhr wurden wir wach. Der gestrige fette Fisch hatte mir einige Probleme gemacht. In der ersten Nachthälfte hatte ich heftige Magenschmerzen, ein für mich völlig unbekanntes Problem. Dementsprechend fühlte ich mich noch nicht ganz ausgeschlafen. Die letzten Sterne verblassten und im Osten färbte sich der Himmel orangerot. Bis zum Sonnenaufgang verging aber noch eine halbe Stunde. Etliche Vögel zwitscherten schon in den Bäumen. Also standen auch wir auf und machten unser Frühstück. Tomoko verarbeitete weiche Toastscheiben zu Sandwiches, die aber sehr gut schmeckten. Gegen 7.30 Uhr machten wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung. Wir sahen wieder zahlreiche Vögel so wie gestern. Einen Eisvogel (Red-backed Kingfisher) konnte ich in der Ferne entdecken, für ein gutes Foto jedoch leider zu weit..

So entfernten wir uns ungefähr 500 m von unserem Platz, als wir plötzlich wieder dieses wolfsartige Heulen hörten, diesmal sogar von mehreren Dingos. Da das Heulen näher kam, zogen wir es vor, lieber wieder in die sichere Umgebung unseres Autos zurückzukehren. In der Toilette (immerhin gab es eine solche) war eine kleine Tafel aufgehängt, die vor den Dingos warnte. An unserem Platz angekommen machten wir es uns in unseren Campingstühlchen bequem und faulenzten in den Tag hinein, wobei wir immer das Geschehen auf dem Cooper Creek im Auge behielten.

Tomoko nahm wieder ihren Zeichenblock zur Hand und zeichnete ein Bild nach dem anderen.

Ich füllte den schwarzen Plastiksack zum Duschen mit Flusswasser auf und legte ihn am Ufer in die pralle Sonne, die inzwischen wieder stark vom Himmel brannte. Etliche Schwalben (Fairy Martin) badeten an der gleichen Stelle oder tranken Wasser. Auch ein Black-faced Cuckoo-Shrike ließ sich wieder blicken. Die Temperatur erreichte bis zum frühen Nachmittag 28° bei 24% Luftfeuchtigkeit. Leider stellten sich auch die lästigen Fliegen wieder ein. Tomoko setzte ihre eigentlich zum Zwiebel schälen mitgebrachte Schutzbrille auf, doch auch die schützte nur notdürftig.

Gegen Mittag kochten wir uns Kaffee und Tee, dazu gab es noch eine Banane und ein Muffin. Leichte Bewölkung zog auf, die aber nicht allzu bedrohlich wirkte. In dem Baum direkt neben uns entdeckten wir ein weiteres Wellensittichnest, in dem ein junger Wellensittich hin und wieder von seinen Eltern gefüttert wurde. Ein kleines Video von "Brownie" sowie den Wellensittichen kann man hier sehen: Brown Treecreeper und Wellensittich

Auch an dem gestern entdeckten Nest konnten wir wieder den Jungvogel als auch weitere Wellensittiche beobachten.

Um 15.20 Uhr prüfte ich mal das Wasser in dem in der Sonne ausgelegten Plastiksack. Es war ziemlich warm geworden, so dass man es jetzt zu einer Dusche gebrauchen konnte. Ich hängte den Sack an einen Ast, zog mich aus und nahm eine Dusche im Freien. Das Wasser sprudelte zwar nicht allzu stark, tat aber gut. Den Rest des warmen Wassers benutzte Tomoko anschließend für sich. Wir blieben noch eine Weile sitzen. Tomoko malte weiter, diesmal mit Aquarellfarben und ich schaute den Vögeln zu, die immer wieder auftauchten und wieder verschwanden.

So langsam wurde es Zeit ans Abendessen zu denken. Tomoko begann mit den Vorbereitungen, während ich mich noch etwas an den Fluss in die späte Nachmittagssonne setzte. Plötzlich ein Ruf von Tomoko: Manfred, das Gas ist alle !!! Nun war guter Rat teuer. Die Zwiebeln waren schon geschnitten und das Wasser für die Spaghetti stand schon auf dem Kocher. Erste Überlegung war, die 14 km zur Trading Post zu fahren und eine neue Gasflasche zu kaufen. Da fiel mir ein, dass der Laden schon um 16.30 Uhr schloss, und jetzt war es 16.45 Uhr. Was machen ? Ich hatte plötzlich die Idee unseren freundlichen Nachbarn aus Melbourne zu fragen, ob er uns eventuell helfen könne. Er bot uns an, unser Essen bei ihm auf seinem Gaskocher zu kochen. Da das aber doch ziemlich umständlich war, die ganzen Zutaten dorthin zu schleppen, machten wir es umgekehrt und trugen seinen Gaskocher samt schwerer Gasflasche zu uns. Damit war unser Abendessen gerettet.

Tomoko kochte eine wohlschmeckende Pasta arrabbiata. Dazu trank ich mit Entelchen die letzte Dose Bier, die ich vorsorglich schon vorher in den Kühlschrank gestellt hatte. Inzwischen war es schon ziemlich dunkel geworden. Die Sonne war gerade untergegangen und der Himmel färbte sich im Westen fantastisch dunkelrot.

Kaum waren die Fliegen verschwunden, tauchten zahlreiche Moskitos auf, die besonders Tomoko mal wieder malträtierten. Sie zog sich schnell zum Geschirr spülen ins Auto zurück. Auch ich folgte bald. Dort schrieb ich wie immer Tagebuch. Tomoko schaute und sicherte die gemachten Fotos. Morgen werden wir diesen wirklich traumhaft schönen Platz inmitten der Natur verlassen und uns langsam wieder Richtung Süden bewegen. Die Wolken waren am Abend dichter geworden, hoffentlich gibt es morgen auf der 470 km langen Geröllpiste nach Lyndhurst, bzw Leigh Creek keinen Regen. Da wir zeitig aufstehen wollten, gingen wir früh gegen 20.30 Uhr schlafen.

24.05. Innamincka - Leigh Creek

Beim ersten leichten Morgengrauen kurz nach 6.00 Uhr wurden wir wach. Es dauerte aber noch eine gute halbe Stunde bis die aufgehende Sonne sich im Osten zeigte.

Der Himmel war bewölkt aber es war nicht kalt. Im Auto betrug die Temperatur 17° und auch draußen war es angenehm. Der Wind war ziemlich stark. Da wir kein Gas mehr hatten zum Kochen, gab es zum Frühstück als Getränk Soja-Milch, die überaus gut schmeckte. Tomoko machte mit den letzten Salatblättern wieder schmackhafte Sandwiches, ich schmierte mir noch ein weiches Toastbrot mit Honig. Anschließend spülte ich den Abfalleimer im Fluss, sammelte den auf einem Baum über Nacht abgestellten Müll ein und packte alles zusammen mit unseren Campingmöbeln ins Auto. Da es heute bis Lyndhurst 470 km quer durchs Outback über den unbefestigten Strzelecki-Track ging, musste alles besonders sturzsicher verpackt werden. Gegen 7.30 Uhr waren wir abfahrbereit. Mit einem letzten Blick über diesen wunderschönen Platz, wo wir 2 herrliche Tage verbracht hatten, fuhren wir zunächst die 14 km nach Innamincka zur Trading Post.

Dort tankte ich, allerdings nur 30 Liter, da der Literpreis stolze 2,07 $ kostete. Auch unsere leere Gasflasche ließ ich zum Preis von 17 $ wieder auffüllen. Tomoko kaufte sich noch ein Netz, das man über den Hut ziehen konnte, gegen die lästigen Fliegen, obwohl das ein bisschen spät ist, aber vielleicht schon für die nächste Reise und eine 90-Gramm-Tüte Chips für 5,- $. Ein Kaffee aus dem Automaten, der scheußlich schmeckte, dann ging es endlich um 8.35 Uhr los. Nach einer Stunde hatten wir schon 84 km geschafft, was auf dieser holprigen Piste ein sehr guter Schnitt war. Überhaupt stellte ich fest, dass bei einer Geschwindigkeit von etwa 90km/h die Bodenwellen weniger spürbar waren, da die Reifen nicht mehr jede Vertiefung voll durchfuhren, sondern mehr darüber hinwegglitten. Trotzdem muss man das Steuer fest in den Händen halten, allzu leicht würde das Fahrzeug ins Schleudern kommen. Das Wetter besserte sich zusehends, keine Wolke mehr zu sehen, nur der Wind blies uns heftig frontal entgegen. Der Verkehr war sehr gering, ganz vereinzelt kam uns mal ein Fahrzeug entgegen, aber wenn, dann zog es eine riesige Staubwolke hinter sich her, die die gesamte Straße für einige Momente total im Staub verschwinden ließ, ein ziemlich mulmiges Gefühl, so ohne Sicht zu fahren.

An Vögeln sahen wir hauptsächlich Raubvögel wie einige Adler (Wedge-tailed Eagle), Spotted Harrier, Letter-winged Kite. Nach 2 Stunden Fahrzeit hatten wir bereits 175 km hinter uns gebracht, gar nicht schlecht, weitere 300 km lagen aber noch vor uns. Um 11.30 Uhr tauchte auf der Straße ein Dingo auf. Heute früh hatten wir schon einmal ein Tier gesehen, dass wie ein Dingo aussah, allerdings schwarz war. Wir werden mal überprüfen, ob es schwarze Dingos gibt (Haben wir später geprüft, ja, schwarze Dingos gibt es). Nach genau 3 Stunden um 11.35 Uhr hatten wir 262 km zurückgelegt, immer noch ein guter Schnitt, und ich fühlte mich überhaupt nicht müde. 5 Minuten später erreichten wir die Abzweigung nach Arkaroola, wo wir letzten Sonntag hergekommen waren. Die nun vor uns liegende Strecke des Strzelecki-Tracks nach Lyndhurst (195 km) war neu für uns. Nach genau 270 gefahrenen Kilometern machten wir 20 Minuten Pause mitten in der trockenen staubigen wüstenähnlichen Landschaft, allerdings auf einem der insgesamt 5 kurzen asphaltierten 7 km langen Streckenabschnitte. Warum man diese kurzen asphaltierten Stücke gebaut hatte und nicht die gesamte Strecke, blieb uns ein Rätsel. Pa'chen, unser Steiff-Bär, freute sich jedenfalls, dass das Gerüttel für ein paar Minuten aufhörte :-).

Gerade als wir um 12.10 Uhr weiterfahren wollten, stellte ich fest, dass ich einen groben Fehler gemacht hatte, denn beim Blick in den Rückspiegel entdeckte ich, wie sich der von mir vor ca. 2 Stunden mit Mühe überholte Road Train, ein 50 m langer gelber Lastwagen, mit hoher Geschwindigkeit näherte. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig vor ihm auf die Fahrbahn zu kommen und musste ihn vorbeiziehen lassen. Da auch gleich das asphaltierte Stück Straße endete, waren wir gleich in eine riesige Staubwolke eingehüllt, die auch leider nicht wegzog, da der Wind direkt uns entgegen wehte. Wir blieben also noch ein paar Minuten stehen, bis die Sicht wieder einigermaßen klar wurde. Um 13.10 Uhr erreichten wir den "Dog Fence", einen Schutzzaun, der sich quer durch ganz Australien zieht, und der die Dingos davon abhalten soll, von Nordosten in die Weidegründe des Südens zu ziehen. Auf dem Zaun saßen einige Schwalben (Black-faced Woodswallows).

Zweimal kreuzte kurz ein kleiner Schwarm Wellensittiche unseren Weg. Um 13.35 Uhr, nach genau 5 Stunden Fahrtzeit etwa 50 km vor Lyndhurst, war seit langer Zeit mal wieder ein Emu zu sehen, kurz darauf noch mal eine kleine Gruppe. Ein Auto kam uns entgegen und in dem Moment, wo es an uns vorbeifuhr, knallte es mächtig und ein kleines Loch, sowie ein 10 cm langer Sprung in der Windschutzscheibe waren das Resultat eines hochgewirbelten Steins. So ein Mist, Glasschäden sind leider nicht versichert, also müssen wir diesen Schaden wohl selbst bezahlen. Aber was soll's, so etwas passiert schon mal und es gibt wesentlich unangenehmeres. Alleine die unzähligen Reifenfetzen auf der gesamten Strecke zeugen davon, wir ungeheuer hoch der Reifenverschleiß auf diesen Outback-Pisten ist. Empfohlen wird dort immer 2 Ersatzreifen mitzuführen, wir hatten allerdings nur Platz für einen. Gott sei Dank hatten unsere neuen Reifen bisher gehalten. Die Reparatur der Windschutzscheibe wurde uns übrigens später von BRITZ mit 650,- $ in Rechnung gestellt. Um 14.35 Uhr, nach genau 6 Stunden Fahrtzeit und 470 km, erreichten wir endlich Lyndhurst. Ab hier war die Straße wieder durchgängig asphaltiert. Das Gerüttel hatte somit ein Ende. Der Ort selbst war winzig, ein kleines Motel, eine Tankstelle, ein Roadhouse und ein kleiner staubiger Caravanplatz. Hier wollten wir nicht bleiben. Am Himmel waren inzwischen graue Wolken aufgezogen, aus denen hin und wieder ein paar Regentropfen fielen. Da wir noch ein paar Lebensmittel einkaufen wollten, fuhren wir noch 33 km weiter bis Leigh Creek, das wir nach einer weiteren halben Stunde und insgesamt gut 500 gefahrenen km erreichten. Dieser Ort machte einen wesentlich besseren Eindruck auf uns. Wir fanden auch gleich einen "Foodland"-Supermarkt, wo man wieder zu normalen Preisen einkaufen konnte. Eine Avocado hier kostete z.B. 0,87 $, nicht 4 $ wie in Hawker oder Wilpena Pound. Die gleiche Tüte Chips, die Tomoko heute morgen für 5 $ gekauft hatte, war hier für 2,50 $ zu haben. Da wir nur noch 5 Abende kochen werden, hatte Tomoko gut überlegt, was noch nötig war zu kaufen. Vorher tranken wir aber noch schnell einen Cappuccino nebenan. Dann forschten wir nach dem Caravanpark, den wir auch sogleich fanden. Da die Rezeption geschlossen war, suchten wir uns schon mal einen geeigneten Platz. Als wir die hintere Autotür öffneten staunten wir nicht schlecht. Das gesamte Innere, Decken, Koffer, Rucksäcke, Schränke, alles war mit einer dicken gelbroten Staubschicht überzogen, obwohl wir während der Fahrt kein Fenster geöffnet hatten. Der unglaublich feine Staub war ausschließlich durch die Ritzen der Türen ins Innere gedrungen. Ich musste erstmal alles mit unserem Handbesen entstauben. Nachdem das erledigt war, konnte ich die Campingmöbel auspacken, Stromkabel anschließen, Gasherd aufbauen und die Koffer wieder im oberen Bereich des Autos verstauen. Tomoko fing gleich darauf an zu kochen. Heute gab es Linsen mit viel Gemüse und für mich 3 Scheiben Schinken, schmeckte alles wieder super…Inzwischen war die Verwalterin des Campingplatzes ins Büro gekommen. Ich ging hin und zahlte die Stellgebühr von 20,- $. Es war draußen inzwischen saukalt geworden. Die Frau erzählte mir, dass dies ziemlich ungewöhnlich sei, normalerweise sollte es zu dieser Jahreszeit wärmer sein. Allerdings hätten wir insofern Glück, dass die Regenwahrscheinlichkeit für die nächsten Tage bei 1% läge, während es im Süden um Adelaide heftig regnen würde. Na ja, hoffen wir mal, dass wir die nächsten Tage weiter Glück mit dem Wetter haben. Nach dem Essen spülte ich in der Laundry das Geschirr. Anschließend duschten wir beide ausgiebig. Das war doch ein wenig wirkungsvoller als gestern die Solardusche in Innamincka ! Den Abend verbrachten wir wie üblich im Inneren unseres Bushcampers. Ich schrieb wieder Tagebuch. Heute hatten wir nicht viel fotografiert, so dass wir auf ein Sichten der Fotos verzichteten. Die Fahrt war allerdings ziemlich anstrengend, besonders natürlich für mich als Fahrer. Also blieben wir nicht allzu lange auf und gingen um 21.10 Uhr schlafen.


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